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Vera ist eine 24-Jährige obdachlose und drogensüchtige Junge Frau aus dem Bahnhofsviertel. Sie kommt Ursprünglich aus Nürnberg und ist vor einem halben Jahr von Zuhause ausgerissen. Seit 4 Monaten lebt sie in Frankfurt auf der Straße.
Ich durfte etwas Zeit am Nachmittag mit ihr verbringen und habe festgestellt, Vera verkörpert alle Klischees, die man über die Personen kennt, die im Frankfurter Bahnhofsviertel auf den Straßen leben.
Als ich sie fragte, ob sie denn bereit für ein kurzes Interview mit mir wäre, hat sie mich um Geld gebeten. Ich habe bejaht, aber auch angeboten ihr etwas zum Essen zu kaufen, alles worauf sie Lust hätte und ein warmes Getränk. Schließlich war es sehr kalt draußen. Dies hat die Obdachlose abgelehnt. “Ich möchte lieber 5 € für Drogen!”, lautete ihre Antwort.
Während ich sie durch die Straßen begleitet habe, und sie mir gezeigt hat, wo sie sich gewöhnlich aufhält, hat sie mir ein wenig von ihrem Leben auf der Straße erzählt. “Jeder hier tut so, als wäre er dein Freund, aber eigentlich kämpft jeder für sich selbst. Du wirst immer gelinkt hier.”
Ihr Alltag besteht aus betteln, sich zu zudröhnen und ins Druckhaus zum Essen und zum Schlafen zu gehen. Gemeinsam sind wir zum kleinen Druckhaus gelaufen und von einem anderen Obdachlosen hat sie sich Crack gekauft. Die Pfeife dazu, hat er aus seiner Jackentasche ausgepackt. Abgewischt hat sie sie nicht, obwohl vermutlich schon sehr viel mehr Leute diese Pfeife vor ihr benutzt haben.
Nachdem sie einen kräftigen, langen Zug aus der Pfeife genommen hat, war Vera erstmal kaum ansprechbar. Ich habe sie gefragt, was sie alles Konsumiert. „Crack, Heroin und eigentlich alles!”, murmelte sie. Durch Freunde ist sie auf die falsche Schiene geraten und ist seitdem nicht mehr aus dem Drogenloch gekommen.
Nach einer langen Pause, auf meine Frage hin, wie oft sie täglich Rauschmittel zu sich nimmt, antwortete sie schließlich, dass sie da gar nicht erst mitzählt. Sie verliere ohnehin immer den Überblick.
Mir ist aufgefallen, dass Veras Hände, Gesicht und Halsausschnitt übersät von frischen Wunden und Narben waren. Ich habe sie gefragt, was das Härteste war, was ihr widerfahren ist, seit ihrer Zeit in Frankfurt. Traurigerweise hat sie mir erzählt, dass sie mal in einem Park in der Nähe vom Bahnhofsviertel vergewaltigt worden ist. Zur Polizei ist sie damals nicht gegangen. Auf meine Frage hin wieso, druckste sie herum, dass sie den Typen doch ohnehin nicht kennen würde und außerdem sei ihr das in dem Moment “zu stressig” gewesen.
Als wir später am großen Druckhaus angekommen sind, wo sich plötzlich sehr viele Obdachlose um mich herum befanden, habe ich mich sehr unwohl gefühlt. Nachdem ich Vera alles Gute gewünscht habe, habe ich mich schließlich verabschiedet.
Die Zeit mit Vera war alles andere als schön. Auch, wenn ich es bezweifle, hoffe ich, dass sie sich bald fängt und es schafft von den Drogen loszukommen.
Fatma
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