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Brühl Mannschaft (Czech unten rechts)
Brühl Mannschaft (Czech unten rechts)
Herr Czech (19) mit den Fuchsfellen
Herr Czech (19) etikettiert die Füchse
Brühler Sport-Verein Plakat
Herr Czech (19)
Brühl der Niddastraße
Niddastraße ca.1950

Ich durfte ein tolles Interview mit einem der ältesten Rauchwarenhändler, Frankfurts führen. Wolfgang Czech, geboren in Leipzig, führt seit 63 Jahren selbständig, ein Rauchwarenhandel in der Niddastraße 66-68, das sich hauptsächlich mit Kaninfellen beschäftigt.

 

Was hat sie hierher getrieben?

Mein Vater Paul Czech war ein Buchhalter der jüdischen Firma Grünblatt & Sohn (Rauchwarenhandel) in Leipzig. Nach der durch Nationalsozialisten erzwungenen Übernahme der Firma seines Chefs, versuchte er so viel wie möglich vom Verkaufserlös dem geflüchteten Inhaber zukommen zu lassen. Ich hatte Wirtschaftsprüfer und Steuerberater gelernt, um dann doch den Beruf meines Vaters zu ergreifen. 1951, schickte mich mein Vater nach Frankfurt am Main, zum „Frankfurter Brühl“ (Brühl, eine der ältesten Weltstraße der Pelze in Leipzig, welche später ihren internationalen Sitz in Frankfurt am Main hatte). Nach kurzen Lehrgängen in verschiedenen Firmen, in denen ich das Handwerk und die Sortierung erlernte, gründete ich mein eigenen Rauchwarenhandel, den ich seit 63 Jahren eigenständig in der Niddastraße führe.

 

Wie würden sie das Bahnhofsviertel in drei Worten beschreiben?

„INTERNATIONAL“ , „VARIANTENREICH“, „LEBENSOFFEN“

 

Wie würden sie sich in Bezug auf das Bahnhofsviertel bezeichnen?

Legende wäre übertrieben ! Ich würde Mehlwurm sagen, jedoch wurde ich von allen „Pelzi“ genannt. Also, Pelzi !

 

Was sagen sie zur Prominenz des Rotlichtmilieus?

Die Bordelle in der Moselstraße waren schon immer zweifelhaft. Damals waren es Bordellen „deutscher Art“, heute ist es viel internationaler. Ich finde, es gibt keinen Unterschied zu den Rotlichtmilieus in Paris, London oder New York. Damals gab es hier keine Kriminalität und die Polizei war auch nie da.

 

Was ist die größte Veränderung im Bahnhofsviertel?

Definitiv die Trümmerhaufen! Als ich hier her kam, gab es hier nur Trümmerhaufen. Es wurden ständige Neubauten durchgeführt, die kurze Zeit später wieder abgerissen wurden, um sie durch Wolkenkratzer zu ersetzen. Auch der Stau und die Luft, sind schlechter als damals. Es ist viel ruhiger gewesen. Und diese riesen Hochhäuser und Banken! Damals gab es die Commerzbank am Anfang der Niddastraße, wo wir die Checks persönlich zur Bank brachten. Ich habe mir hohe Summen z.B. 500.000 Mark bar auszahlen lassen und ich wurde nicht einmal gefragt wofür das sei. In der Taunus-, Münchener-, und Kaiserstraße waren brave Kaufleute. Die Kaiserstraße war hinzu noch die „Luxus“ Straße. Permanenten Verkehr gab es in der Taunus-, Münchener-, und Kaiserstraße, da dort die „Dayzüge“ (Zügen zu den großen Städten) entlangfuhren. Damals gab es ein Expressgut in der Elbestraße, wo wir unsere Pakete eigenständig hin brachten, heute fahren verschiedene Versandservice in die einzelnen Straßen und holen alle ab.

 

Wenn sie ihr Leben noch einmal leben würden, würden sie sich wieder für Frankfurt entscheiden?

Auf jeden Fall! JA!

 

Gibt es sonst noch etwas was Sie über das Bahnhofsviertel sagen können?

1952 gründete ich mit anderen Angestellten des Frankfurter Bühls eine gleichnamige Fußballmannschaft, die bis 1982 existierte. Wir spielten sogar in London !

 

Odelia

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